Rabi'a von Basra
Margaret Smith
Vorwort von Annemarie Schimmel
Übersetzung von Inge von Wedemeyer
320 Seiten, broschiert
ISBN 978-3-926493-11-8
€ 19,50 |
Die Stellung der Frau im Islam wird in der westlichen Welt meist recht einseitig beurteilt. Die englische Orientalistin Margaret Smith widmete eine ausführliche und sorgfältig belegte Studie einer außergewöhnlichen Frau: der berühmten Rabi‘a von Basra (712-801). Mit dem 1928 erstmals erschienenen Buch verfasste sie ein Standardwerk der islamischen Mystik, das über verschiedene Sufipersönlichkeiten berichtet und ganz besonders die bedeutende Rolle der Frau in der islamischen Kultur aufzeigt: die freie, stolze Beduinin, die vor der Welt verborgene und bewahrte Haremsfrau, die Herrin und die Sklavin, die edle Shaykha. Manche falsche Vorstellung kann durch diese erste vollständige Veröffentlichung im deutschen Sprachraum zurechtgerückt werden und so zu einer Annäherung der Kulturen beitragen. Dieses Werk ist eine Fundgrube nicht nur für Wissenschaftler, sondern ebenso ein Wegweiser und eine Bereicherung für Menschen, die nach lebendiger Spiritualität streben. Die Übersetzung besorgte die als Autorin und Herausgeberin verschiedener Sufi-Bücher bekannte Kulturschriftstellerin Inge von Wedemeyer.
Inhaltsverzeichnis
10 | Vorwort von Margaret Smith |
11 | Vorwort von Annemarie Schimmel |
17 | Was ist Sufismus? Worte von Seyyed Hossein Nasr |
19 | Rabi'a al-'Adawiyya - Ihre Geburt und die frühen Jahre |
29 | Rabi'as Entscheidung für den Zölibat - Ihre Gefährten |
40 | Rabi'as Askese - Ihr Gebetsleben |
52 | Die Wunder der muslimischen Heiligen - Rabi'as Wunder |
60 | Rabi'as letzte Lebensjahre - Ihre Krankheiten und ihr Tod |
69 | Die Sufi-Lehre - Rabi'as Lehre |
74 | Reue - Geduld - Dankbarkeit |
87 | Hoffnung und Furcht |
96 | Armut - Verzicht - Vereinigung - Abhängigkeit von Gott |
112 | Liebe - Gnosis - Die Vision - Vereinigung |
137 | Die Stellung der Frau in muslimischen Ländern in der vor-islamischen und frühen islamischen Zeit |
165 | Die Stellung, die von den heiligen Frauen erreicht wurde |
195 | Zölibat und klösterliches Leben |
209 | Die Gemeinschaft der Heiligen |
220 | Die Verehrung der heiligen Frauen im heutigen Islam |
Anhang | |
237 | Anmerkungen zu den Kapiteln 1-15 |
291 | Exkurs 1: Quellenangabe Exkurs 2: Stationen auf dem Pfad, nach Abu Nasr al-Sarray (Inge von Wedemeyer) |
293 | Index der zitierten Autoren |
298 | Index der Eigennamen und Titel |
310 | Index der Fachausdrücke |
Leseprobe
Seite 28
Liebe - Gnosis - Die Visionen - Vereinigung
Seite 123
Eines Tages sahen einige Heilige, daß Rabi'a Feuer in die eine Hand und Wasser in die andere genommen hatte und schnell rannte. Sie sagten zu ihr: "O Herrin der nächsten Welt, wohin eilst du, und was soll dies bedeuten?" Sie erwiderte: "Ich gehe, um Feuer ans Paradies zu legen und Wasser in die Hölle zu gießen. so daß beide Schleier (d.h. Hindernisse zur wahren Schau Gottes) für die Pilger völlig verschwinden mögen und ihr Ziel gewiss sei, so dass die Diener Gottes Ihn schauen möchten ohne irgendeinen Gedanken der Hoffnung oder Motiv der Furcht. Was wäre, wenn die Hoffnung aufs Paradies und die Angst vor der Hölle nicht existierten? Nicht einer würde seinen Herrn anbeten oder Ihm gehorchen."
Seite 124
Unter ihren Aussprüchen zu diesem bedeutenden Thema der all-verzehrenden Liebe zu Gott erwähnt 'Attar auch, wie Rabi'a eines Tages gefragt wurde: "Liebst du den Herrn der Herrlichkeit?" Vielleicht meinte der Frager, es sei ihr unmöglich oder vermessen, jemanden zu lieben, der so hoch über einem steht. Aber sie sagte: "Ja, ich liebe ihn." Dann wurde sie gefragt: "Hältst du Satan für einen Feind?" Sie antwortete: "Nein", und die anderen fragten erstaunt: "Wie das?" Rabi'a sagte: "Meine Liebe zu Gott läßt keinen Raum, Satan zu hassen." Und sie fuhr fort und sagte: "Ich sah den Propheten in einem Traum, und er fragte mich: 'O Rabi'a, liebst du mich?' Ich erwiderte: 'O Prophet Gottes, wen kann es geben, der dich nicht liebt? Aber meine Liebe zu Gott beherrscht mich so, daß kein Raum bleibt für irgendeine Liebe oder Hass außer zu Ihm."
Dann sagte jemand zu ihr: "Was ist Liebe?" - eine nicht weniger tiefschürfende Frage als die des Pilatus 'Was ist Wahrheit?' Sie erwiderte: "Liebe kommt aus der Ewigkeit und führt in die Ewigkeit, und in den siebzigtausend Welten ist niemand zu finden, der einen Tropfen davon trinkt, bis dass er schließlich versunken ist in Gott, und daher stammt der Ausspruch: 'Er liebt (Seine Heiligen) und sie lieben Ihn'."
Seite 50
Rabi'as Askese - ihr Gebetsleben
"O mein Herr, was immer Du mir für einen Anteil an dieser Welt verleihst, verleih es Deinen Feinden, und was immer Du mir für einen Anteil an der nächsten Welt schenkst, schenke es Deinen Freunden. Du genügst mir."
Seite 51
"O mein Herr, wenn ich Dich anbete aus Furcht vor der Hölle, verbrenne mich in der Hölle, und wenn ich Dich anbete aus Hoffnung auf das Paradies, schließe mich davon aus, aber wenn ich Dich anbete um Deiner Selbst willen, dann versage mir nicht Deine ewige Schönheit."
Seite 64
Rabi'as letzte Lebensjahre - ihre Krankheiten und ihr Tod
"Meine Krankheit stammt aus dem Inneren meines Herzens, so daß alle Ärzte der Welt keine Macht hätten, mich zu heilen. Und das Pflaster für meine Wunde ist die Vereinigung mit meinem Freund; (nur so) kann ich beruhigt werden. Nicht morgen (d. h. noch nicht) werde ich mein Ziel erreichen. Aber wenn mich der Schmerz auch nicht berührt, scheine ich doch Schmerz zu leiden."