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Inhalt und Leseprobe

 

Im Geistfeuer Gottes

Im Geistfeuer Gottes

 

Carl Welkisch

 

Neufassung 1979

 

3. Auflage 1998

 

424 Seiten, 2 Fotos, Leinen

 

ISBN 978-3-926493-06-4

 

€ 25,00

 

Wer die Aussagen der Mystiker und Heiligen verfolgt, die seit Christi Tod in seine Nachfolge berufen wurden und dabei die Gnade der direkten Gottverbundenheit erfahren durften, stellt fest, dass die Erlösung der irdischen Welt und der Menschen nicht eine einmal vollbrachte Tag, sondern ein fortwährendes Geschehen ist.

 

Inhaltsverzeichnis

11 Vorwort
13 Der Mensch und sein Vergeistigungsweg
28 Kindheit
38 Der Weg
54 Erlebnisse 1907-1925
67 Satanas
72 Führung von Innen und Heiltätigkeit
81 Gabe und Aufgabe
93 Die große Versuchung
104 Ein Frühvollendeter
113 Erlebnisse 1929-1934
124 Die Haft vom 4.12.1934-14.10.1935
146 Gottvater
157 Vergeistigung der Körpermaterie
165 Stellvertretendes Leiden
178 Aus dem Reisetagebuch
196 Aufenthalt in Schweden 1939-1940
205 Erlebnisse 1941
208 Verklärung
228 Kriegsjahre auf dem Land in Schlesien
237 Die Verbannung in Klein-Polkwitz 1945-1947
274 Erlebnisse 1948-1954
346 Zur Wiederverkörperungslehre
359 Die späten Jahre
364 Erlebnisse 1958-1973
376 Der Tod als Befreier
385 Erlebnisse 1974
389 Die Wehen einer Gottgeburt
400 Erlebnisse 1976
408 Zeitgenossen
413 "Was kein Auge gesehen"
420 Schlußwort
423 Nachtrag

 

Leseprobe

 

Seite 31

 

Ich war sieben Jahre alt - das Folgende liegt also einige Jahre vor den zuletzt beschriebenen Ereignissen - und das an einem Wintertag gegen 4 Uhr nachmittags in der Schulstube meines Vaters. Vor mir lag ein religiöses Buch mit Bildern. Ich liebte das Buch sehr. Entführte es mich doch dem schon damals als schwer und ernst empfundenen Tagesleben, um mir die Pforten meiner geheimen Lichtwelt zu öffnen. War das Bewußtsein, aus einer besseren Welt gekommen zu sein, und das Verlangen, zu ihr zurückzukehren, wieder einmal zu einem tiefen, gar nicht mehr kindlichen Leiden unter dem Leben geworden und in der Frage ausgeklungen: warum das Leben, was soll ich hier?, dann griff ich zu meinem geliebtem Buch. Mich darein versenkend, vergaß ich die Außenwelt und ließ mich von dem Zauber einer inneren Welt aufnehmen, in deren Strahlen immer deutlicher das Bild des Heilandes hervortrat. Er war mir der Inbegriff der Liebe, nach der es mich verlangte, aber auch der Inbegriff der Macht und der Hoheit, deren Triumph über alles Leid, über Krankheit und Bosheit dieser Welt ich täglich herabflehte. In dem innigen Versenken in seine Wunder- und Leidensgeschichte verlor sich mein eigenes frühes Lebensleid. So habe ich mich auch an diesem Winternachmittag in die Stille der Schulstube zurückgezogen, dem Bild des Heilandes in den Evangelien nachgehend. Ahnungsvolle Schauer durchdringen mich mehr denn je, während ich von seinem Wunderwirken lese. Gewaltig erhebt mich eine Kraft von innen, als ich zu der Stelle komme, wo die Auferweckung des Jünglings von Nain beschrieben wird. Noch nie wurde ich so ergriffen, so durchdrungen von den Mächten aus der Höhe wie in diesem Augenblick. Ich fühle mich nicht mehr als Kind: Als Mann bin ich durch die plötzlich geöffnete Pforte einer geistigen Welt getreten. Ich nehme Wesenheiten wahr. Höre himmlische Klänge und kann nur schwer in meinem Buch weiterlesen. Jetzt läßt das Gewoge von Kraft ein wenig nach. Ich bin wieder Kind, lese die Buchstaben, betrachte die Bilder. Wie eine gewaltige Welle hatte mich bei jener Auferweckungsgeschichte die Macht des Himmels ergriffen, um mich langsam wieder loszulassen. Doch nun umfängt sie mich wieder, und ich erkenne, wie sie in engem Zusammenhang steht mit der Begebenheit, die ich soeben gelesen habe, mit der Auferweckung des Jünglings von Nain. Das Bild dieser Erweckung ist es, das mich jetzt von neuem der Erdenwelt entrückt und die gewaltigen Kräfte des Himmels entfesselt. Ich lese weiter, aber das Bild der Auferweckung läßt mich nicht los und mit ihm das Gewoge geistiger Strahlung. Kaum noch ist der äußere Verstand am Aufnehmen des Gelesenen beteiligt. Mehr mit der Seele, mit dem Geist aufnehmend folge ich den Zeilen und komme so zu der Stelle des Matthäus-Evangeliums, wo Jesus nach seiner Gefangennahme, vor dem Hohen Rat stehend, die Worte spricht: "Von nun an wird's geschehen, daß ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels." In diesem Augenblick bricht es übermächtig durch aus meinem Inneren: Mit wachen Sinnen wahrnehmend stehe ich im höchsten Himmel, umtönt von himmlischer Musik, umgeben von unzähligen Engeln, verbunden mit Christus! Und jetzt, das Bild der Auferweckung noch unverrückbar vor dem Geist, höre ich eine Stimme, nein, die Stimme einer geistigen Sphäre mit der Gewalt einer Offenbarung sprechen: "Auch du bist zu diesem Weg berufen und sollst dasselbe Ziel erreichen!" Für mein kindliches Gemüt war Christus bis dahin der weit über allem Irdischen thronende Gott gewesen, wie ihn die Kirche sieht; um so tiefer erschrecke ich ob dieser Offenbarung. Aber dieses Erschrecken wird übertönt von der ungeheuren Macht der göttlichen Einwirkung, die eine durch nichts zu erschütternde Gewißheit in sich trägt. Aber bin ich nicht Kind, ein siebenjähriges Kind in der Schulstube des väterlichen Hauses? Was ist es mit dieser Offenbarung, mit diesem himmlischen Verbundensein? Schon beginnt die Engelwelt zu verblassen, das Auge nimmt wieder mehr die irdische Umgebung auf, und eben noch sehe ich als Abglanz der Himmelsklarheit mit meinem leiblichen Auge den dämmerigen Schulraum von hellem Licht durchflutet. So verharre ich still in langsam schwindender, seliger Entrückung. Dann bin ich wieder das Kind in der Dunkelheit einer fremden Welt.

 

Seite 234

 

Erlebnis vom 20. Dezember 1944

 

Heute früh in den ersten Morgenstunden befand ich mich plötzlich in einer ganz neuen Kirche. Die Kirche war nicht sehr groß, doch hoch und schön. Eine ganze Anzahl Freunde und Bekannte waren mit mir. Da wurde ich mit dem Gottgeist geeint, und von Seiner Kraft empor gehoben flog ich auf die Kanzel und schwebte über dem gekreuzigten Christus. In dieser Stellung überkam mich ein tiefer übersinnlicher Kummer über die heutige Menschheit und den grausigen Krieg. Ich empfand den unaussprechlichen Schmerz der göttlichen Liebe über das Elend auf Erden so sehr, daß ich laut weinen mußte und vor Erschütterung ganz entsetzliche, körperliche Beschwerden mit schweren Erstickungsanfällen bekam. Ich fühlte mich in der letzten Verzweiflung, vor allem aber empfand ich einen so durchdringenden, geistigen Schmerz, daß Mark und Bein erbebten und darunter erstarben. Ich glaubte, sterben zu müssen. Da aber wurde ich wieder von Gott gestärkt, und ich mußte nun allen Jammer und alle Schmerzen der ganzen Menschheit in mich aufnehmen. Es war wie ein Essen und Verzehren des Schmerzes und der Gottferne der Menschen; so mußte ich alles richtig körperlich in meinen Magen und die Gedärme aufnehmen. Als ich nun alles in dieser Weise bewältigt und in mich aufgenommen hatte, fing Gott an, in meinem Herzen zu klagen, und sprach durch meinen Mund zu meinen Freunden: "Alles das tue ICH für die Menschheit, aber sie wollen sich nicht zu MIR kehren. So sende ICH ihnen jetzt einen neuen Heilsboten. Aber sie höhnen und sagen: Wer ist der? Was geht er uns an?" Da regte sich in meiner menschlichen Natur eine leise Unzufriedenheit, und ich sagte: "Weshalb schwebe ich nur vor meinen Freunden, weshalb nicht zugleich vor vielen fremden Menschen, damit auch sie auf das göttliche Wirken aufmerksam werden und zum Glauben kommen?" Da erwiderte die göttliche Stimme: "Das wäre ja für diese ein Zwang." Und nun erlebte ich, wie Gott Selbst darunter leidet, daß ER den Menschen um ihrer Freiheit willen weder Seine Allmacht noch Seinen göttlichen Willen aufdrängen oder aufzwingen darf. Sogar Gott muß Sich in Seine Sanftmut und Geduld begeben und wie ein Bettler warten, bis es den Menschen endlich gefällt, IHN zu beachten, IHN zu suchen und in sich aufzunehmen. - "Also kann auch ICH, der allmächtige Gott, nichts anderes tun, als ganz im Verborgenen und in der Stille durch Meine Werkzeuge wirken." - Aus dem Gottgeist wurde mir gezeigt, daß es zur Erlösung der gefallenen Menschheit keinen anderen Weg gibt als den des stellvertretenden Leidens, den Weg des Opferlammes. Gott muß völlig neu in mir geboren werden und mein Menschliches völlig durchdringen. Daß aber Gott meinen irdischen Leib so beharrlich immer wieder mit Seiner Allmacht, Hoheit und Heiligkeit durchdringt, verursacht mir die großen, übersinnlichen Leiden. Und eben nur durch solche Leiden ist das große Erlösungswerk fortzuführen, sonst ginge alles verloren. Dieses Erleben kam ganz unmittelbar aus dem Gottgeist Selbst. Die Person Christi trat dabei nicht in Erscheinung.