Der Mensch zwischen Geist und Welt
Carl Welkisch
4. Auflage 2000
137 Seiten, broschiert
ISBN 978-3-87667-044-7
€ 12,00 |
Die Frage nach dem Wesen des Menschen hat den menschlichen Erkenntnisdrang zu aller Zeit herausgefordert. Sein geistiges Hellgefühl ermöglichte Carl Welkisch eine klare Erkenntnis der seelischen und geistigen Bereiche, zu denen der Verstand keinen Zugang hat. Sowohl während seiner 25jährigen Praxis als geistiger Heiler, als auch in den späteren Jahren ist er sehr vielen Menschen begegnet und hat bei allen bestätigt gefunden, dass ihr individueller Geist und ihre Seele sich in der Strahlung voneinander unterscheiden. Ausgehend von der verschiedenen Herkunft der Wesensschichten Geist, Seele und Körper schildert Welkisch ihr Zusammenspiel im Leben und ihre weitere Entwicklung nach dem Tod, welche eine neue geistige Existenz, nicht aber eine irdische Wiederverkörperung zum Ziel hat. Er berichtet zudem über den Weg des Einzelmenschen hinausgehende Einsichten, die ihm das Erleben Gottes in der „unio mystica” vermittelt hat. Das Buch ist eine konzentrierte Zusammenfassung der Einsichten, die Welkisch aus seinen Erlebnissen und Erfahrungen gewonnen hat. Die ausgezeichnete Einführung in die Zusammenhänge und Wirkweisen der materiellen und geistigen Welt ist ein Leitfaden für den, der sich mit den Werken der christlichen und außerchristlichen Mystik beschäftigt.
Inhaltsverzeichnis
7 | Vorwort |
7 | Mein Lebensweg |
11 | Einleitung: Vom Sinn der Mystik |
13 | Der Mensch als Drei-Einheit |
17 | Der individuelle Menschengeist |
21 | Die Seele |
25 | Willensfreiheit und Gebet |
29 | Hellsinne und Erleuchtungen |
33 | Der Mensch zwischen Diesseits und Jenseits |
37 | Eros und Sexus |
40 | Gewohnheit und Sucht |
45 | Die Seele im Zwischenreich |
50 | Selbstmörderschicksal |
56 | Kontakte mit dem Jenseits |
60 | Die Geistnatur der Materie |
64 | Tod, Bestattung, Verwandlung |
68 | Vergeistigung der Körpermaterie |
74 | Jesus Christus |
81 | Gottesvorstellungen der Mystik |
89 | Indische Mystiker |
94 | Zur Wiederverkörperungslehre |
104 | Ausblick |
Leseprobe
Der Mensch als Drei-Einheit
Was ich hier über das Wesen des Menschen auszusagen habe, ist insofern etwas Besonderes, als es auf unmittelbare Wahrnehmung beruht, die ich in bewußtem Erleben habe machen können. Ich trage also keine gedanklichen Folgerungen vor wie der Philosoph, der Theologe oder der Psychologe, wenn diese ihre Erkenntnisse über das Wesen des Menschen auseinandersetzen. Ich spreche als Mystiker. Doch sehe ich mich veranlaßt, mit allen anderen Mystikern in die Klage einzustimmen, daß menschliche Worte nur schlecht geeignet sind, den zu mystischem Erleben nicht befähigten Mitmenschen etwas von solchen Erlebnissen mitzuteilen. Wenn der Mystiker trotzdem versucht, seine Einsichten in Worte zu fassen, so nimmt er den Mut und die Berechtigung dazu aus seinem Wissen um die Menschennatur, welche sich aus verschiedenen Wesensschichten aufbaut und in allen Menschen die gleiche ist.
Ich schildere den Menschen, wie ich ihn erlebe, als eine Drei-Einheit, bestehend aus Körper, Seele und Geist, und bestätige damit eine schon sehr alte Erkenntnis, die jedoch über lange Zeiten hin zurückgedrängt worden ist. Man sah den Unterschied zwischen Seele und Geist nicht mehr und begnügte sich damit, den Innenmenschen dem physischen gegenüberzustellen, die Seele dem Körper, das Unterbewußtsein dem Wachbewußtsein. So konnte der Gedanke einer gegenseitigen Ergänzung der drei Wesensschichten zu der Einheit "Mensch" nicht zur Geltung kommen.
Der Körper ist der wissenschaftlichen Forschung weitgehend zugänglich und ist auch bereits gründlich durchforscht worden. Jeder unterrichtete Mensch weiß heute, daß er als das Ergebnis einer Entwicklung aufgefaßt wird, welche sich bei der Entstehung jedes neuen Einzelwesens wiederholt, von der befruchteten Eizelle ihren Ausgang nimmt und durch fortgesetzte Zellteilung schließlich zur Bildung der bekannten menschlichen Gestalt führt. Der Körper besteht aus vielen Billionen mikroskopisch kleiner Zellen, welche zu einem durch höchste Weisheit geordneten Ganzen verbunden sind.
Die Seele, dem Namen nach jedem geläufig, ist nach Wesen und Erscheinung nach recht umstritten, da sie den Sinnen des Körpers nicht unmittelbar wahrnehmbar ist. Für mein geistiges Wahrnehmungsvermögen ist sie ein greifbar gegenständliches Wesen von der gleichen Gestalt wie der zu ihr gehörige Körper und diesem bis in alle Einzelheiten ähnlich. Im neugeborenen Kinde ist sie so klein wie der kindliche Körper und wächst und entwickelt sich mit diesem. Sie bleibt ihm während des Lebens durch ein feinstoffliches Kraftfeld (oft bioplasmatisches Feld genannt) eng verflochten, in welchem ein ständiger Strahlungsaustausch vor sich geht. Dennoch behält die Seele ein Eigendasein und eine gewisse Selbständigkeit, so daß sie gelegentlich als sogenannter Doppelgänger neben dem Körper auftreten kann. Erst recht beweist sie ihr selbständiges Dasein bei und nach dem Tode des Körpers, indem sie sich dann ganz von ihm löst und auch ohne ihn ungeschmälert weiterbesteht.
Die abgeschiedene Seele will der allein auf der Erfahrung der Körpersinne fußende Versand nicht recht als eine Wirklichkeit gelten lassen; so kann sich auch die Wissenschaft bisher nicht dazu verstehen, anzuerkennen, daß die Seele als ein eigenbewußtes Wesen von gleicher Gestalt wie ihr abgelegter Körper fortbestehe. Im Volksglauben aller Religionen jedoch spricht man mit Selbstverständlichkeit von ihr und nennt sie kurzerhand den Geist des Verstorbenen. Auch ich muß nach dem üblichen Sprachgebrauch die Seele ein Geistwesen nennen; doch wenn ich von dem Geiste des Menschen spreche, dann meine ich etwas grundverschieden Andersartiges.
Der individuelle Geist des Menschen hatte vor seinem Erdendasein mit dieser Welt nichts zu tun, sondern kommt aus geistigen Reichen zur Erde herab. Die unirdische Herkunft des Geistes gibt sich mir am deutlichsten kund am neugeborenen Kinde. Im Gegensatz zur Seele, die klein und unvollkommen ist wie der kindliche Körper, ist der dazugehörige Geist ein ausgewachsener geistiger Mensch. In jedem Lebensalter des Menschen wird mir sein Geist nicht nur als die unverwechselbare individuelle Strahlung, sondern als wirkliche Gestalt wahrnehmbar, deren dunklere oder lichtere Erscheinung ganz von dem Maße seiner Gottverbundenheit bestimmt ist. Seine Selbständigkeit gegenüber Seele und Körper zeigt sich darin, daß die Geistgestalt häufig dann bei mir erscheint und meine Aufmerksamkeit fordert, wenn der betreffende Mensch sein Denken völlig auf die gerade zu leistende Arbeit konzentrieren muß oder wenn er schläft.
So stehen in meiner Wahrnehmung drei verschiedene Menschen ineinander, der körperliche, der seelische und der geistige Mensch, zu einer Lebensgemeinschaft verbunden. Sinn und Ziel ihres Daseins ist ihre völlige Einswerdung. Von einer solchen sind sie in fast allen Erdenmenschen noch unendlich weit entfernt; nur in einzelnen Mystikern und Heiligen kommen sie ihr hier schon ein Stück näher. Aber die Zusammenfassung der drei so verschiedenen Wesensschichten zu einer Lebensgemeinschaft ist von der Geburt an unauflösbar. Fragen wir, welchem Zwecke sie dient, so läßt sich das mit dem Worte "Vergeistigung" umschreiben. Darunter verstehe ich das ordnungsmäßig fortschreitende Verschmelzen der zunächst auf lange Zeit noch ziemlich selbständigen Wesensteile, das Aufgehen von Seele und Körper in ihrem wiedergeborenen Geiste bis zum endlichen Erreichen der Gotteskindschaft.